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Replantation

Was versteht man unter Replantation?

Man versteht darunter die chirurgische Wiedervereinigung von komplett- (total) und teil- (subtotal) abgetrennten Körperteilen. Das Ziel der Versorgung ist die Wiederherstellung der Durchblutung und der Funktion. Ist der abgetrennte Körperteil (Amputat) stark zerstört oder die kritische Zeitgrenze überschritten (siehe unten), kann unter Umständen eine Replantation technisch unmöglich oder nicht sinnvoll sein. In diesen Fällen wird der (die) behandelnde Ärzt*in mit den Patient*innen genau die weitere Vorgangsweise besprechen und die Rehabilitationsmöglichkeiten nach der Akutversorgung aufzeigen.

Erstversorgung des Patienten sowie des abgetrennten Körperteils (Amputat) am Unfallort

  • der blutende Stumpf wird mit einem Druckverband versorgt
  • den abgetrennten Körperteil suchen, in ein trockenes und sauberes Tuch einwickeln und in einen wasserdichten Plastikbeutel legen
  • einen weiteren Plastikbeutel mit Eiswasser füllen (Wasser+Eiswürfel) und das Amputat in diesen 2. Beutel gut verschlossen geben. VORSICHT: der abgetrennte Körperteil darf nicht eingefroren werden, und darf nicht im Wasser schwimmen (d.h. ohne Plastikbeutel)
  • Patient und Amputat so rasch wie möglich in ein Spezialzentrum bringen (Rettung, etc.)

Wie wird eine Replantation durchgeführt?

Zunächst werden abgestorbene Gewebsteile unter mikrochirugischen Bedingungen entfernt. Die Knochenenden werden »angefrischt« und mittels Nägel, Draht, Platten, Schrauben, etc. fest aneinander fixiert. Erst danach werden Sehnen, Gefäße, Nerven und Muskel zusammengefügt. In manchen Fällen müssen zusätzlich Knochen, Gefäß, Nerv oder Haut aus einem anderen Teil des Körpers zur Wiederherstellung verwendet werden.

Erwartungen an eine Replantation

Es kommt auf die Höhe der Amputation und die Art der Verletzung an. Bei glatter Amputation und kurzer Anoxämiezeit (Unterbrechung der Durchblutung) können gute funktionelle Ergebnisse erreicht werden.

Die kritische Anoxämiezeit von maximal 6 Stunden (vom Unfallgeschehen bis zur operativen Vereinigung der zuführenden Gefäße) darf nicht überschritten werden.

Das Replantationsergebnis kann durch Nikotinkonsum, Diabetes und andere Vorerkrankungen negativ beeinflusst werden.

Kommt es zum Verschluss der Gefäße am Finger (siehe Abbildung) ist eine Revisionsoperation durchzuführen.

Monate nach der Erstversorgung können weitere Eingriffe notwendig sein:

Tenolysen (Befreiung der Sehnen vom Narbengewebe), Kaspulotomien (Versuch versteifte Gelenke wieder beweglich zu machen), Nerventransplantate (Wiederherstellung eines Nerven, den man bei der Erstoperation nicht direkt nähen konnte).

Durch eine Replantation kann niemals eine komplette Funktionswiederherstellung erreicht werden.

Rehabilitation nach der Replantation

Die nervenregeneration schreitet langsam voran (1mm pro Tag bei einem 20-Jährigen) und je nach Amputationshöhe kann es mehrere Monate/Jahre dauern, bis sich ein Gefühl in den Fingerspitzen einstellt. Es bedarf einer Handtherapie bis die Extremität/Finger zielgerichtet gebeugt und gestreckt werden können. Hilfsmittel, wie dynamische Schienen oder auch Lagerungsschienen schützen die in Heilung begriffenen Sehnen.

Je nach Ausmaß der Amputation kann in manchen Fällen eine Umschulung des Patienten in einen anderen Beruf oder aber auch eine Versorgung mit ergotherapeutischen Hilfsmitteln notwendig werden, um danach wieder in das Berufsleben integriert werden zu können.

ÖGH Replantation
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